Die ersten auf die Vereinsgründung folgenden Jahre waren recht bewegt und zeugten von unterschiedlichen Auffassungen in Bezug auf den Vereinszweck. Die Durchführung von Musikfesten war für die einen die Hauptsache, andere hatten schon zu Beginn die musikalische Schulung im Auge. Zudem zeigten sich bald die Mentalitätsunterschiede zwischen den Musikanten aus verschiedenen Regionen. Insgesamt aber wirkte die Gründung der „Eidgenössischen Militär- und Volksmusik Gesellschaft“ stimulierend und in der ganzen Schweiz wurden mit Enthusiasmus zahlreiche Musikvereine neu gegründet.
Das anfänglich gewählte Vorortssystem in der Vereinsführung hat naturgemäss eine gewisse Unruhe in den jungen Verein gebracht, weil nach wenigen Jahren jeweils die ganze Vereinsführung ausgewechselt wurde. Die Konsequenz war im Jahre 1889 die Abkehr von dieser Struktur und die Schaffung eines Zentralkomitees, welches in der Folge die Beachtung der Statuten und des Festreglements kontrollierte. Die zahlreichen Fluktuationen hörten aber nicht auf, und es wurde der Ruf nach einer Verbandszeitung laut. Vorerst wurde die „Hug’sche Musikzeitung“ zum offiziellen Organ bestimmt, bis dann im Januar 1912 die erste Nummer der eigenen offiziellen Verbandszeitschrift „Schweizerische Zeitschrift für Instrumentalmusik – Revue Suisse de Musique Instrumentale“, die Vorläuferin von UNISONO erschien.
An der Delegiertenversammlung von 1910 waren die Weichen gestellt und 1911 war J. Etlin aus Luzern zum ersten Präsidenten der neu geschaffenen Musikkommission bestimmt worden. Durch den 1913 zum Zentralpräsidenten gewählten Professor Joseph Lombriser aus Fribourg wurde der neue Weg durch eine ausgeprägte, starke Persönlichkeit definitiv eingeschlagen und konsequent beschritten. Aus dem eidgenössischen Verein, dem knapp hundert Vereine angehörten, wurde unter dem stark gewordenen Druck der parallel entstandenen regionalen Verbände der „Eidgenössische Musikverein“ als Dachverband der kantonalen und regionalen Verbände. In dieser Struktur konnte sich die Blasmusik föderalistisch entwickeln, und der Dachverband sorgte sich um die wirtschaftlichen Probleme seiner Mitgliedverbände. Die Schulung, insbesondere die Dirigentenausbildung, wurde zum Kerngeschäft, wobei auch die eidgenössischen Musikfeste mit ihren „Kampfgerichten“ Wesentliches beitrugen.
Bis in die Dreissigerjahre hatte das Repertoire der Musikvereine im Eidgenössischen Musikverein fast ausschliesslich aus sogenannten Charakterstücken, Tänzen, Märschen sowie Bearbeitungen aus der Orchesterliteratur, insbesondere aus Opern und Operetten bestanden. Eine eigenständige Literatur fehlte fast vollständig, oder sie wurde kaum gespielt. Hier brauchte es Pioniergeist, Mut und unbeirrtes musikalisches Schaffen. Exemplarisch hat in diesem Sinn Stephan Jaeggi gewirkt. Er hat während und nach dem 2. Weltkrieg eine eigentliche Schweizerschule der Blasmusikkomposition begründet und zeitlose Werke konzertanter Blasmusik geschaffen. Franz Koenigshofer, Paul Huber, Albert Benz, Albert Häberling, Georges Aeby, Enrico Dassetto, Jean Daetwyler, Oscar Moret, Gian Battista Mantegazzi sind nur einige Namen von Schweizer Komponisten, welche in dieser Zeit bedeutende Werke veröffentlichten.
In den Nachkriegsjahren hat der Eidgenössische Musikverein erstmals Geld aus Bundesbern erhalten. Nach unzähligen Gesuchen durfte er nun kleine, Struktur stützende Subventionen empfangen, welche die Mitgliedverbände und die zu leistenden Jahresbeiträge minim entlasteten. Die finanziellen Probleme waren damit keineswegs aus der Welt geschafft, und mehrmals musste der Verbandskassier erhebliche Defizite budgetieren. Sollte der Verband die Weiterbildung effizient fördern können, mussten unbedingt neue Geldquellen gefunden werden. Auf musikalischem Gebiet ist der Einfluss der neuen Medien wesentlich geworden: Film und Schlager sowie die Popmusik prägen vielerorts die Programme der Musikvereine. Amerikanische und andere ausländische Komponisten und Verlage werden allgegenwärtig. Es deutet sich eine gewisse Polarisierung zwischen E- und U-Musik an. Durch die kräftig wachsende Brass Band Bewegung werden weitere Akzente gesetzt. Die Schweizer Blasmusik ist lebendig und zeigt viele Facetten.
Der Sponsoringvertrag mit Möbel Pfister, der im Jahr 1988 ausgehandelt wird und auf den 1. Januar 1989 in Kraft tritt, wird die nächsten fast 20 Jahre bedeutsam prägen. Dank dieser einzigartigen, langjährigen Partnerschaft, kann der Eidgenössische Musikverband, wie er sich seit 1979 nennt, die Mitgliederbeiträge ebenso lange unverändert lassen, und es ist nur dank dieser steten Finanzquelle möglich, die Verbandsadministration zu professionalisieren. 1996 genehmigt die Delegiertenversammlung die Schaffung einer Geschäftsstelle im „Haus der Musik“ in Aarau, wodurch dem ab 1998 „Schweizer Blasmusikverband“ heissenden Dachverband eine solide Infrastruktur gegeben wird, welche die Mitglieder der Verbandsführung von zahlreichen Büroarbeiten befreit. Im Jahr 2007 wird der Vertrag mit Möbel Pfister durch mehrere Sponsoringverträge mit verschiedenen Partnern abgelöst. Weil aber gleichzeitig die Bundessubventionen für kulturell tätige Verbände linear gekürzt werden, bleiben dennoch finanzielle Lücken, und die Sorgen haben noch kein Ende.
An der Delegiertenversammlung vom 24. April 1998 in Elm wurde eine umfassende Statutenrevision durchgeführt, die durch die Schaffung der Geschäftsstelle notwendig geworden war. Der wohl wichtigste Antrag war die Namensänderung. Der Eidgenössische Musikverband wurde in Schweizer Blasmusikverband umbenannt. Auch die Aufhebung der Alterslimite für die eidgenössische Auszeichnung der Veteranen und der Schaffung einer Revisionsstelle wurde zugestimmt.
Im Zusammenhang mit dem neuen Erscheinungsbild hat das Zentralkomitee beschlossen, eine neue Verbandsfahne herstellen zu lassen. Die von der Fahnenfabrik Heimgartner AG gestaltete neue Fahne wurde an der DV vom 29. April 2006 im Casino Luzern feierlich eingeweiht. Das neugestaltete Hoheitszeichen der neuen Fahne – das Schweizer Kreuz im roten Feld – mahnt uns an die Einheit in unserer ganzen Vielfalt. Vier Sprachen und vier Kulturen finden sich in der Harmonie der Musik zusammen.
Mit dem Zitat: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“ eröffnete Zentralpräsident Valentin Bischof die DV 2008 in Flims. Einer umfassenden Statutenrevision, die vorgängig an Präsidentenkonferenzen besprochen wurden, hat die DV zugestimmt. Im Zuge der sich verändernden Gegebenheiten wurde das bisherige Zentralkomitee und die bisherige Geschäftsleitung in eine 7-köpfige Verbandsleitung umgewandelt. Die sieben Ressorts Präsidium, Jugend, Veteranen, Musik, Finanzen, Kommunikation/Marketing und Publikationen wurde mit bisherigen ZK-Mitgliedern besetzt. Die weiteren noch gewählten ZK-Mitgliedern übernahmen Chargen innerhalb der neuen Ressorts. Dank dieser neuen Führungsstruktur soll die Verbandsleitung in enger Zusammenarbeit mit Mitgliederrat und Musikkommission professioneller und schlagkräftiger werden.